Der Erbauer der Kirche

Stolz können die Stellichter auf ihre Kirche sein. Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Dorf wie Stellichte mit einem so einzigartigen Kleinod immer wieder viele Besucher begeistern kann. Sie zählt zu den schönsten der ganz wenigen erhaltenen Renaissance-Kleinkirchen Norddeutschlands und ist ein Wahrzeichen des Ortes Stellichte.
Mit ihrem verhältnismäßig großen Bau und der wert- und kunstvollen Innenausstattung entspricht die Kirche ganz der Bedeutung, die die Familie von Behr in früheren Zeiten hatte.
Zu verdanken ist diese Kirche Dietrich von Behr dem Jüngeren (1575 - 1632), der sie 1608 - 1610 vermutlich auf den Grundmauern der Vorgängerkirche errichten ließ.
Dietrich von Behr der Jüngere war Geheimer Rat des Herzogs und Großvogt von Celle, der Residenzstadt der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Mit den Herzögen lebte er wie seine Vorfahren in Freundschaft und genoss deren Ansehen und Vertrauen. Durch seine hohen Ämter hatte er einen großen politischen Einfluss.
Das Stellichter Rittergut erbte er von seinem Vater Johann von Behr. Er war auch Besitzer der Güter von Häuslingen, Rethem und Münchhof. Er ließ die Kirche errichten als Grablege für seine früh verstorbene Ehefrau Elise Magdalene, geb. von Bothmer (1607), für sich und seine Nachkommen. Gleichzeitig baute er sie als Raum zur Abhaltung von Gottesdiensten für seine Familie und die Gutsgemeinde. Vor Augen hatte er dabei die Celler Schlosskapelle. Er holte die berühmtesten Künstler nach Stellichte, die er seinerzeit gewinnen konnte.
Die Errichtung der Kirche war ihm wichtig, wichtiger als die notwendige Erneuerung des damaligen Schlosses.
Ihm wurde die Inschrift links neben der Orgel gewidmet. Dort heißt es:

"Durch Gottes Seegen, Hülff und Rath
Mich Diedrich Behr erbauet hat
Als Tausend Jahr nach Christi Geburt
Sechshundertzehn geschrieben wurd.
Der Herr nach sein Verheissen thue,
Dass Abrahams Seegen auf ihn ruhe."

Das große sehr kunstvoll gestaltete Epitaph an der Nordseite des Innenraumes erinnert nicht nur an Dietrich von Behr, sondern auch an seine erste Ehefrau und an seine zweite Ehefrau, Dorothea, geb. von der Asseburg.
Auf dem Gesims sind Adam und Eva in Puttengestalt zu sehen. Um Evas rechten Arm windet sich die Schlange.
Mittig dahinter ist das von Putten gehaltene von Behrsche Wappen angeordnet. Links daneben steht das von Bothmersche und rechts das von der Asseburgsche Wappen.
Durch die seitlichen Frauengestalten finden die menschlichen Tugenden in dem Kunstwerk ihren Ausdruck. Die linke Frauenfigur verkörpert die Tugend der Prudentia (Weisheit) durch die Schlange und den Spiegel. Die rechte weibliche Gestalt stellt die Tugend der Temperantia (Mäßigung) durch zwei Gefäße zum Mischen von Wasser und Wein dar.
Unter den Daten des Mittelteils des Epitaphs ist auf einer kleineren Tafel zu lesen:

"OSSA VESTRA GERMINABUNT - ESA 66 " - Euer Gebein soll grünen - Jes. 66
Quelle: Lange, Karl, Stellichte, Bremen 1950

Heinrich Thiede, Kirchenführer in Stellichte